Deggendorf, 20. November 2025 – Etwa 20 Frauen aus Deggendorf und Umgebung folgten am 19. November der Einladung der Deggendorfer Grünen zur ersten „Pink Night – Wissen stärkt!“ im Grünen Büro in der Amanstraße. Die Mischung aus medizinischem Fachwissen, persönlichem Austausch und offener Atmosphäre traf sichtbar auf großes Interesse. Unter den Gästen war auch Stadträtin Nermin Jenetzke, die den Abend aufmerksam begleitete. Zu Beginn begrüßte Grünen-Kreisvorsitzende Maren Lex die Teilnehmerinnen herzlich und eröffnete den informativen Abend.
Der Raum war bewusst warm gestaltet: rosa Lichtakzente, und pinke Cocktails setzten den Ton für eine Veranstaltung, die Hemmschwellen abbauen und das Thema Brustgesundheit aus der Tabuzone holen wollte. Auch beim Fingerfood – darunter rosa Kuchen und Rote-Bete-Häppchen – war das Motto präsent; die Rezepte wurden mehrfach nachgefragt.
Mammographie, Präzision und moderne Therapie – klare Fakten von Dr. med. Karolina Kerschl
Den ersten fachlichen Impuls setzte Dr. med. Karolina Kerschl, Fachärztin für Gynäkologie und Geburtshilfe sowie Senior-Mammaoperateurin am zertifizierten Brustzentrum der Rottal-Inn Kliniken in Eggenfelden. Sie erläuterte die Bedeutung der Mammographie für die Früherkennung und machte deutlich, dass der Nutzen das geringe Strahlenrisiko deutlich überwiegt.
Dank moderner Diagnostik ließen sich heute viele unnötige Eingriffe vermeiden, und brusterhaltende, minimal-invasive Operationen seien in einer Vielzahl der Fälle möglich. Darüber hinaus wies Dr. Kerschl darauf hin, dass moderne Behandlungen – von Hormon- über zielgerichtete bis hin zu chemotherapeutischen Verfahren – individuell auf die Eigenschaften des Tumors abgestimmt werden und so die Lebensqualität vieler Patientinnen verbessern.
Ein weiterer Schwerpunkt lag auf der Bedeutung des Lebensstils. Bewegung, Gewichtsregulation und Ernährung spielen nicht nur vorbeugend, sondern auch in der Nachsorge eine wesentliche Rolle.
„Sport ist in der Nachsorge mindestens so wichtig wie Medikamente“, betonte Kerschl.
Während der Gesprächsrunde meldeten mehrere Besucherinnen die angespannte Versorgungslage bei Frauenarztterminen im ländlichen Raum zurück – konkret: lange Wartezeiten und Schwierigkeiten bei Neuaufnahmen. Dr. Kerschl empfahl in diesem Zusammenhang, bei einem echten, tastbaren Befund rasch ärztliche Abklärung zu suchen – im Zweifel auch direkt in einem Brustzentrum am Krankenhaus.
Selbstuntersuchung & Perspektiven für die Frauengesundheit
Im zweiten Vortragsteil ging es um praktische Hinweise zur Selbstuntersuchung der Brust und darum, wie Frauen ihren Körper besser kennenlernen und Veränderungen frühzeitig bemerken können. Die Methode „Feel it on the first“ – einmal monatlich in festem Rhythmus zu tasten – wurde anschaulich erklärt und in alltagstaugliche Schritte übersetzt.
Darüber hinaus wurde ein kurzer Ausblick auf moderne Entwicklungen in der Diagnostik gegeben, etwa darauf, wie KI-gestützte Systeme Ärzte und Ärztinnenkünftig bei der Auswertung von Mammographien und Gewebeproben unterstützen können. Solche Verfahren könnten perspektivisch helfen, Auffälligkeiten früher und noch präziser zu erkennen – immer eingebettet in die ärztliche Befundung.
Rege Beteiligung und Ausblick auf weitere Veranstaltungen
Im Laufe des Abends entwickelte sich eine lebhafte Fragerunde, in der deutlich wurde, wie groß der Bedarf an Orientierung ist. Viele Teilnehmerinnen äußerten, künftig regelmäßiger selbst zu tasten oder einen Mammographie-Terminvereinbaren zu wollen.

Organisatorin Andrea Zellner resümierte: „Dieser Abend hat Mut gemacht – gerade weil wir offen miteinander sprechen konnten.“
Susanne Hammerl ergänzte: „Es muss selbstverständlich sein zu sagen: ‚Ich gehe zur Mammographie‘ – ohne Flüsterton.“
Für Sabine Peters war besonders wichtig: „Wir wollten einen Raum schaffen, in dem Wissen, Ernst und Leichtigkeit gleichzeitig Platz haben. Genau das ist gelungen.“
Auf Grundlage des positiven Feedbacks planen die Grünen Deggendorf weitere Formate zu Themen wie Wechseljahren, mentaler Gesundheit, Ernährung und Bewegung. Mittelfristig soll ein Frauen- und FLINTA-Netzwerk in Deggendorf entstehen, das regelmäßig Austausch und Unterstützung ermöglicht.
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