Verkehrspolitik von vorgestern 21. November 202121. November 2021 Bild: pixabay „Im Bericht von der Jahreshauptversammlung des CSU-Stadtverbands wird OB Dr. Moser mit den Worten zitiert, man habe mit der Brücke ‚den Gordischen Knoten durchschlagen‘. Die Redewendung bezeichnet die Überwindung eines schwierigen Problems mit energischen bzw. unkonventionellen Mitteln. Nun liegt aber hier kein schwieriges Problem vor, das einer raschen Lösung bedarf, zumal deren Realisierung nach Auskunft des Oberbürgermeisters frühestens (!) in 10 Jahren erfolgen werde. Des Weiteren kann wirklich nicht von einer unkonventionellen Lösung gesprochen werden. Man gedenkt vielmehr das zu tun, was CSU-Verkehrsminister seit Jahrzehnten forcieren: eine weitere neue Straße bauen. So sieht also CSU-Verkehrspolitik allen Klimadebatten zum Trotz im Jahr 2021 aus: Straßenneubau bzw. Straßenverbreiterung. Und das wird dann auch noch als ‚Vision‘ bezeichnet, die man Wirklichkeit werden lasse. Was für ein Trauerspiel! Schließlich wird auch noch versucht, dem Ganzen einen umweltpolitischen Anstrich zu verpassen, indem eine enorme Kraftstoffersparnis postuliert wird. So sehen Milchmädchenrechnungen aus. Zum einen verursacht die Herstellung der Brücke und ihrer Zubringerstraßen zig-tausende Tonnen CO2, die bei der Herstellung einer riesigen Menge Beton und Stahl freigesetzt werden. Zum anderen wird die überwiegende Zahl der Fahrzeuge im Jahr 2032 – und mit einer früheren Fertigstellung rechnen ja selbst die optimistischsten Straßenfetischisten nicht – mit Elektroantrieben ausgerüstet sein.Mit der Legende von der Verkehrseinsparung muss endlich aufgeräumt werden. Schon 2009 wurde in einer richtungsweisenden Studie der Universität Toronto nachgewiesen, dass der Ausbau des Straßennetzes in gleichem Maße neuen Verkehr generiert, Menschen ändern nämlich bei gut ausgebauten Straßen ihr Fahrverhalten: Sie fahren schlicht mehr. Das ist weltweit zu beobachten und Deggendorf wird sicher keine Ausnahme sein.Unter renommierten Verkehrsexperten herrscht deshalb schon lange die Einsicht, dass neue Straßen kein probates Mittel gegen den Stau sind.Der frühere SPD-Politiker Hans-Jochen Vogel hat bereits 1972 (!) sehr griffig formuliert: ‚Wer Straßen sät, wird Verkehr ernten.‘ Etwas Ähnliches hat übrigens auch OB Dr. Moser bei einer Stadtteilversammlung in Schaching formuliert: ‚Mülleimer ergibt Müll‘. Und Straßen ergeben eben Verkehr. Christian Heilmann-TrösterKreisvorsitzender B’90/Die Grünen Deggendorf Bild: pixabay