Thomas von Sarnowsky in Deggendorf

von Sarnowsky (Mitte) im Kreis der Grünen im Kreisverband Deggendorf

„Auf ein Bier mit Thomas von Sarnowsky“ – Veranstaltung zur Energiewende im Stadthotel Deggendorf

Die hitzigen Debatten zum sogenannten „Heizungsgesetz“ hatten bereits im Vorfeld der Abendveranstaltung vermuten lassen, dass der Vortrag des Landesvorsitzenden der Grünen Thomas von Sarnowsky viele Teilnehmer*Innen anziehen würde. War dieser doch mit dem Thema „Diskussion zur Energiewende“ auf Einladung des Kreisverbands Deggendorf Bündnis 90/Die Grünen ins Stadthotel gekommen. Der Kolpingsaal war dem entsprechend gut besetzt, als von Sarnowsky sein Referat begann.

Gleich zu Beginn das wesentliche Ziel der Grünen: „Wir wollen das Klima retten, damit wir noch eine Weile auf dem schönen Planeten leben können.“

Ausgehend von den Herausforderungen der Klimakrise, die immer im Hintergrund stehe, gelte es sich der Frage zu stellen, wie man zukünftig mit Energie umgehe. Energiegewinnung in den letzten 200 Jahren sei überwiegend auf Basis der fossilen Energien erfolgt. Das habe Wohlstand und spannende Entwicklungen gebracht. „Trotzdem können wir so nicht weitermachen.“

Von Sarnowsky ging auf die jüngsten Entwicklungen auf dem Energiemarkt ein. Dass man sich in der Energieversorgung zu sehr von anderen abhängig gemacht habe, sei heute klar. Positiv stellte er heraus, dass Bundesminister Robert Habeck es in relativ kurzer Zeit geschafft habe, Deutschland vom russischen Gas unabhängig zu machen. Aber auch jetzt gelte es, weiter sparsam mit der Energie umzugehen, denn man müsse auch durch den nächsten Winter kommen. Ziel der Grünen erklärte er, sei die Nutzung erneuerbarer Energien voranzutreiben.

Deutliche Kritik äußerte von Sarnowsky an der Energiepolitik der CSU. Die 10H-Regelung, eingeführt 2014 unter Seehofer, habe den Ausbau der Windenergie in Bayern praktisch zum Erliegen gebracht. Sie verursache trotz Nachbesserung immer noch einen in Bayern deutlich langsameren Ausbau der Windenergie im Vergleich zu anderen Bundesländern. Vor allem Niederbayern sei mit nur einem Windrad ein riesiger weißer Fleck auf der Karte. „Wo Windräder stehen, wissen die Menschen, dass diese leise und wenig störend sind“, so der Landesvorsitzende der Grünen. In seinem Heimatlandkreis Ebersberg habe man sich in einem Bürgerentscheid für mehr Windräder ausgesprochen. Er hob die technischen Fortschritte dieser Technologie hervor, die heute viermal so effektiv ist wie noch vor zehn Jahren. Durch das von der jetzigen Bundesregierung verabschiedete bzw. aktualisierte EEG können Kommunen an jeder Kilowattstunde mitverdienen, unabhängig vom Betreiber. Geld, das man dringend brauchen könne für kommunale Aufgaben.

Die aktuellen Bestimmungen verlangen, dass in zwei Schritten Windvorrangflächen ausgewiesen werden müssen. 15 von 16 Bundesländern haben die Planung bis 2032 fertiggestellt. Ausnahme ist das CSU-regierte Bayern, kritisierte von Sarnowsky. Die Grünen wollen nach der Wahl mit 2 Prozent sogar mehr als die geforderte Zahl an Windvorrangflächen ausweisen, stellte der Referent fest. Auch im Wald könne man Windkraftanlagen errichten. So geschehen im Ebersberger Forst, berichtet er. Auch wenn der Wald für die CO2-Bilanz sehr wichtig sei, könne man dem zustimmen. Die dort gewonnene erneuerbare Energie werde ja nicht wie die fossilen Energien einmal verbraucht und sei dann eben weg. Windräder würden dauerhaft zu einer Vermeidung von CO2 beitragen.

Söders Behauptung, Bayern läge in Sachen erneuerbare Energie in Deutschland an der Spitze, entlarvte von Sarnowsky als dreiste Lüge: Vergleiche man die vorhandenen Photovoltaikanlagen in Relation zur Fläche eines Bundeslandes, rangiere Bayern im Vergleich zu anderen Bundesländern in der Mitte. Was die vorhandenen Windräder angehe, sei Bayern auf Grund des Versagens der CSU-Politik weit abgehängt.

Dabei könne ein Großteil des Energiebedarfs in Bayern mit Wind- und Sonnenenergie gedeckt werden. Mit Biomasse, Wasserkraft und Geothermie könnte man einen weiteren Teil abdecken. Spannend war die Frage des Referenten ans Publikum, seit wann denn das Rathaus in Zürich mit einer Wärmepumpe beheizt werde. Die Antwort, seit 1938, erstaunte die Anwesenden nicht wenig. „Selbstverständlich eignet sich nicht jedes Gebäude“, so der Referent, „dann muss ein anderer Weg gefunden werden.“ Den „Kulturkampf“, der im Zusammenhang mit Wärmepumpen entstanden sei, könne er jedoch nicht verstehen.

Geothermie sei in Bayern noch viel zu wenig ausgebaut. Grund dafür sei die Angst, dass eine Bohrung scheitern könne. Diese sind sehr teuer und eine von sieben führt nicht zum gewünschten Erfolg. Von Sarnowsky brachte den Vorschlag, dass der Staat hier eine Bürgschaft übernehmen könnte. So seien Kommunen wohl leichter dazu zu bringen, sich auf eine geothermische Lösung einzulassen.

Der Kreisvorsitzende Christian Heilmann-Tröster sprach im Anschluss über kommunale Fragestellungen. Staatsminister Christian Bernreiter habe in Sachen Photovoltaik und ÖPNV jahrelang sinnvolle Entwicklungen gebremst oder verhindert. Statt Buslinien auszubauen, habe man Parkplätze für Autos geschaffen. Der Landkreis Deggendorf sei im Hinblick auf den ÖPNV einer der am schlechtesten aufgestellten Landkreise in Bayern. Solaranlagen auf Schulen und öffentlichen Gebäuden habe Bernreiter gezielt verhindert. Ein Lichtblick sei die Einstellung des neuen Klimamanagers.

Im Anschluss daran hatten die Anwesenden Gelegenheit Thomas von Sarnowsky Fragen zu stellen. Diese nutzten die Chance und schnitten Themen an, die teils weit über die Veranstaltungsthematik hinausgingen. Dass die politischen Kernthemen von Sarnowskys nicht nur Klimaschutz, sondern auch Wirtschaft, Digitales und Mobilität sind, wurde rasch deutlich. Dementsprechend konnte er so manche kritische Frage überzeugend beantworten. Nach einer ausführlichen, angeregten Diskussion wurde die Veranstaltung schließlich wegen fortgeschrittener Stunde beendet.

Elke Allinger, die Grünen Deggendorf

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